Es gibt verschiedene Gründe einen Hund zu kastrieren. Schon lange gibt es keine allgemeine Empfehlung mehr einen Hund vorsorglich kastrieren zu lassen.

Je größer ein Hund seiner Veranlagung gemäß wird, desto später sollte der Zeitpunkt einer Kastration gewählt werden. Neue Studien legen nahe, dass besonders bei großwüchsigen Rassen, eventuell ein Zusammenhang zwischen einer frühen Kastration und später auftretenden Gelenksveränderungen bestehen könnte.

Manchmal ist eine Kastration medizinisch notwendig. Solche medizinischen Gründe sind nicht selten Gebärmuttervereiterungen oder Hodentumore.

Wie alle medizinischen Behandlungen hat auch eine Kastration nicht nur erwünschte Wirkungen. Gerade zu den unerwünschten Wirkungen einer Kastration wird in den letzten Jahren intensiv geforscht. Unsere Erkenntnisse wachsen stetig weiter inwieweit sich das Kastrationsalter auf bestimmte Erkrankungswahrscheinlichkeiten auswirkt.

Länger bekannte Nachteile einer Kastration

Auch schon vor 40 Jahren konnten bestimmte Nebenwirkungen von Kastrationen beobachtet werden. Diese stehen in direktem Zusammenhang mit der Kastration. 

Übergewicht

Nach einer Kastration sinkt der Energiebedarf um etwas 30-40%. Das bedeutet Sie sollten die Fütterung Ihres Hundes dementsprechend anpassen oder die Bewegungsintensität zu erhöhen. Bleibt diese Anpassung aus kommt es unweigerlich zur Gewichtszunahme. Da sich Übergewicht negativ auf die Lebenserwartung auswirkt sollte unbedingt auf ein Erhalt des Idealgewichts geachtet werden.

Harninkontinenz

Meist mit einer zeitlichen Verzögerung (manchmal von einigen Jahren) tritt eine Urininkontinenz bei der Hündin auf. Durch den Wegfall der Geschlechtshormone werden bestimmte Nervensignale nicht mehr richtig übersetzt, der Blasenschließmuskel erschlaff Zunehmens und es kommt zum Harntröpfeln. Vor allem Hunde über 20kg sind davon betroffen. Besonders häufig gehören sie den Rassen Boxer, Dobermann, Riesenschnautzer, Rottweiler und Bobtail an. Die Harninkontinenz kann in den meisten Fällen durch Medikamente gut behandelt werden. Diese Behandlung muss jedoch lebenslang erfolgen.

Fellveränderung

Diese Fellveränderungen werden auch gern als Welpenfell bezeichnet. Ein Mangel an Geschlechtshormonen kann (vor allem bei Hündinnen) zu einem Vermehrten Wachstum der Unterwolle führen. Das Fell lässt sich schlecht pflegen und ist anfällig für Nässe. Vom sogenannten Welpenfell sind vor allem Tiere der Rassen Langhaardackel. Irish Setter und Cocker Spaniel betroffen. Bei einem andere Extrem kann es zum Haarausfall in der Flankengegend kommen.

Wesensveränderung

Unerwünschte Verhaltensänderungen sind deutlich seltener als die erwünschten. Zumeist empfinden Hundehalter ihr Tier nach der Kastration als ausgeglichener. Einige Tiere werden nach der Kastration ängstlicher oder vorsichtiger, dies betrifft vor allem Tiere, die schon vor der Operation ängstlich waren. Vor allem bei Hündinnen kann es nach der Kastration zu gesteigerter Aggressivität kommen. Diese Art von Aggressivität entzieht sich in der Regel jeglichen Erziehungsmaßnahmen und ist fast nicht zu therapieren. Eine Kastration sollte daher bei Angstbeißern oder Hunden mit übersteigertem Dominanzverhalten eher nicht vorgenommen werden. 

neue Studien zu Nachteilen der Kastration

Im Vorfeld sei eines gesagt, dass die erwähnten Studien immer nur mit Hunden einer Rasse durchgeführt wurden. Die Übertragbarkeit auf die gesamte Hundepopulation ist damit eventuell nicht gegeben. Nichts fest-weniger sind die gewonnen Erkenntnisse so wichtig, dass wir sie Ihnen nicht vorenthalten möchten.

Gelenkveränderungen

Labradore und Golden Retriever, die bei Kastration jünger als 6 Monate waren konnte eine Häufung an Gelenkerkrankungen nachgewiesen werden. Die Wahrscheinlichkeit für unkastrierte Retriever an einer Gelenkerkrankung zu leiden liegt bei 5%. Bei einer Kastration vor dem 6. Lebensmonat verdoppelt sich die Chance beim Labrador und steigt um das vier- bis fünffache beim Golden Retriever.

Kreuzbandrisse kommen bei  5% der unkastrierten Golden Retriever vor. Bei kastrierten Retrievern sind es 7,7% der Tiere, die einen Kreuzbandriss erleiden.

Je früher ein Hund kastriert wird, desto wahrscheinlicher wird eine Hüftgelenksdysplasie. Selbst bei Kastration mit 3 Jahren konnte noch eine 1,5fach erhöhte Wahrscheinlichkeit nachgewiesen eine Hüftgelenksdysplasie zu entwickeln werden.

Tumore

Leider steigt auch die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken durch eine Kastration leicht an. Dabei steigt das Risiko bei Hündinnen mehr als bei Rüden. Alles in allem handelt es sich jedoch um einen geringen Anstieg, der einem extrem verringerten Risiko für Gesäugetumore entgegensteht. Gesäugetumore betreffen etwa 50% aller unkastrierten Hündinnen. Wird eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert ist das Risiko nahezu eliminiert.

Tumor, die nach einer Kastration häufiger auftreten sind unter anderem Lymphome (laienhaft Lymphdrüsenkrebs), Mastzelltumore, Hämangiosarkome, Osteosarkome, Übergangszelltumore und Prostatatumore. 

Vorteile einer Kastration bei Hündinnen

Eine Kastration verhindert die ungewollte Vermehrung zuverlässig. Vor allem in Haushalten, in denen ein unkastrierter Rüde mit Hündinnen zusammen lebt, kann eine Kastration zu einer entspannteren Hausgemeinschaft beitragen.

Nach Entfernung der Eierstöcke bleibt die Läufigkeitsblutung der Hündin aus, auch wenn die Gebärmutter nicht mit entfernt wurde. Durch die Entnahme des hormonbildenden Gewebes kommt es nicht mehr zu Scheinträchtigkeiten mit Milchfluss und Verhaltensänderungen.

Hündinnen, die vor der 2. Läufigkeit kastriert werden haben ein stark gesenktes Risiko an Gesäugetumoren zu erkranken. Tumore an Gebärmutter, Scheide und Eierstöcken kommen nicht mehr vor. 

Die Lebenserwartung einer Hündin steigt durch eine Kastration gering an.

Vorteile einer Kastration beim Rüden

Einige Rüden neigen zu starkem Sexualtrieb (medizinisch: Hypersexualität) und können infolge dessen zu Verhaltensänderungen in Gegenwart läufiger Hündinnen neigen, insbesondere zu Aggressivität gegenüber anderen Rüden. Eine Kastration kann dieses Verhalten sehr erfolgreich abstellen. Solche Rüden sind meist schwierig trainierbar, was eine Kastration manchmal notwendig macht.

Beim Rüden werden durch die Kastration sehr sicher Tumore an Hoden und After vorgebeugt.

Bei kastrierten männlichen Hunden kommt es nur sehr selten zu Prostatavergrößerungen. Dammbrüche (medizinisch: Perianalhernie) kommen ebenfalls nur noch sehr selten vor.

Auch bei Rüden wird die Lebenserwartung durch eine Kastration erhöht.

Fazit

Eine Kastration sollte sorgfältig durchdacht werden. Es handelt sich um einen finalen Eingriff. Gerade beim Rüden kann die Kastration auf Probe (mittels Kastrationschip) die Entscheidungsfindung erleichtern. 

Gerade im Hinblick auf das Kastrationsalter sollte für jeden Hund abhängig von Rasse und körperlicher Beanspruchung individuell entschieden werden. Wir beraten Sie zu allen Themen rund um die Kastration.

 

Kosten einer Kastration

Die Kosten für die Kastration der Hündin beginnen bei 400€. Je nach individuellem Bedarf können zusätzliche Kosten entstehen. Der Preis einer Operation richtet sich nach den notwendigen Maßnahmen, die ein jeder Hund benötigt. Ein junge, sonst gesunde Hündin hat ein sehr geringes Narkoserisiko und bedarf daher zum Beispiel weniger Voruntersuchungen.

Die Kosten für die Kastration eines Rüden beginnen ab 230€. Für den Rüden gilt das selbe wie für die Hündin.

Nur nach Einschätzung des Narkoserisiko und individuelle Vorerkrankungen können wir Ihnen einen genaueren Kostenvoranschlag erstellen.