In freier Natur beschäftigen sich Katzen 12-16 Stunden mit der Nahrungsbeschaffung und Nahrungsaufnahme. Vor allem bei Wohnungskatzen ist diese Zeit deutlich reduziert, was zu vielen ungünstigen Veränderungen führt. So kann jeder seine Katze richtig füttern!

 

Das Problem - Grundbedürfnisse der Katze

Etwa die Hälfte aller in Haushalten gehaltenen Katzen ist übergewichtig. Übergewicht ist ein großes Gesundheitsrisiko und geht mit verschiedenen Krankheiten einher, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Lahmheiten oder Tumoren. Schlussendlich führt Übergewicht so zu einer reduzierten Lebenserwartung. Je nach Schweregrad des Übergewichts geht es mit bestimmten Verhaltenseinschränkungen einher, wie zum Beispiel vermindertes Springen, Jagen, Erkunden oder Spielen. Die Unfähigkeit diese Verhaltensweisen auszuleben erhöht die Frustration oder führt nicht selten zu Depressionen.

Um die Ursachen zu ergründen wollen wir das Futterverhalten bei Wildkatzen anschauen. Die Wildkatze ist wie unsere Hauskatze ein obligater Karnivorer, das bedeutet, dass Katzen Fleisch fressen müssen um zu überleben. Vegetarische Diäten führen unvermeidbar zum Tod der Katze.

Das Verdauungssystem, die Physiologie und die biochemischen Verarbeitungswege sind an fleischhaltige Nahrung angepasst. Katzen sind zwingend auf Proteine als Energielieferanten angewiesen, daneben auch noch auf einige Nährstoffe, die sich ausschließlich in Fleisch finden.

Als obligate Karnivoren haben Katzen eine reduzierte Fähigkeit Kohlenhydrate zu verdauen. Bei Wildkatzen wird 52% der Energie aus Proteinen herangezogen, 46% aus Fett und nur 2% aus Kohlenhydraten.

Katzen haben über Jahrtausende ihre Fähigkeit verloren bestimmte Proteinbestandteile (sogenannte Aminosäuren) zu bilden. Die für Katzen essentiellen Aminosäuren sind alle in Fleisch enthalten, diese sind Taurin, Arginin, Methionin und Cystein.

Katzen benötigen die Vitamine Niacin, Vitamin D und Vitamin A in ihrem Futter. Dieser Umstand macht sie außergewöhnlich, weil andere Lebewesen diese Vitamine üblicherweise selbst herstellen können.

 

 

Wie versorgen sich Wildkatzen?

Katzen sind Einzeljäger. Weil sie allein jagen ist ihre Beute typischerweise klein. Die häufigsten Beutetiere sind kleine Säugetiere. Eine Maus enthält 30 kcal, daher muss eine Katze 10 Mäuse am Tag fressen, um ihren Kalorienbedarf zu decken.

Nicht jede Jagd ist erfolgreich, das bedeutet es wird Energie verbrannt, die später durch mehr Futter aufgefüllt werden muss. Die Wildkatze verbringt 12-16 (manchmal bis zu 24) Stunden mit der Jagd.

Ein guter Jäger zu sein, ist eines der stärksten Selektionsmerkmale über die Jahrtausende gewesen. Der Instinkt sitzt so tief in unseren Katzen, dass sie auch jagen, wenn sie nicht hungrig sind. Dieser Verhalten dient als Vorsorgemaßnahme, falls ein späterer Jagdversuch nicht gelingt.

Eine hungrige Katze geht zumeist nicht jagen, das Risiko eines Energiemangels während der Jagd ist zu groß und könnt so ihr Leben bedrohen. Vorsorglich eine Beute bereit zu haben ist daher ein evolutionärer Vorteil.

 

 

Katzenfutter

Die Nährstoffbedürfnisse der Katze sind mittlerweile gut erforscht. Qualitativ hochwertige Katzenfutter versorgen Katzen mit allem was sie brauchen. Auch wenn eine Katze jetzt mit dem perfekten Futter versorgt wird, so bleibt ihr Jagdinsinkt. Dieser Jagdinstinkt führt zu vielen Herausforderungen bei der Katzenhaltung, vor allem bei reiner Wohnungshaltung. 

Abhängig zu sein von der Fütterung ihrer Halter führt bei den meisten Katzen dazu, dass sie das Fressmuster von vielen kleinen Portionen verlieren. Statt dessen passen sie sich dem Fütterungsmuster an, dass für den Menschen am bequemsten ist. Zwei große Portionen am Tag sind sowohl für das Verhalten als auch für den Verdauungstrakt unphysiologisch und können krank machen. Der Magen einer Katze kann sich stark dehnen um mehr Futter aufzunehmen. Ist eine Katze gezwungen, z.B. durch zweimal täglich Fütterung, eine große Menge Futter zu fressen, dann wird der Magen unter Umständen umphysiologisch stark gedehnt. Kurz nach der Futteraufnahme kommt es dann zum Erbrechen. Bei solchen Patienten ist eine Fütterung von mehreren kleinen Portionen oft sehr hilfreich und oft sogar in der Lage, das Erbrechen komplett zu verhindern. 

 

 

Das moderne Leben unserer Katzen

Bei freiem Zugang zu Futter (sogenannte ad libitum Fütterung) führt dieser moderne Lebensstil dazu, dass Katzen ihre Kalorienaufnahme nicht an ihren Bedarf anpassen können.

Moderne Katzenfutter sind meist auf gute Akzeptanz und Schmackhaftigkeit ausgelegt. Dies führt zu einer Aufnahme über dem eigentlichen Bedarf.

Kommerzielles Katzenfutter ist leicht zu fressen. Es ist schon vorzerkleinert in Stückchen oder Bröckchen. So können Katzen in kurzer Zeit mehr aufnehmen, was zum Überfressen beiträgt.

Hauskatzen zeigen erhöhtes Interesse an Futter aufgrund von Langeweile, was ebenso zum Überfressen führt. Zusammen mit einer verminderten Bewegung, ist die Entstehung von Übergewicht vorprogrammiert.

In Studien hat sich die Kastration als zusätzlicher Faktor erwiesen bei der Entstehung von Übergewicht. Es ist gut um diesen Umstand zu wissen, nichts desto weniger sollten Katzen kastriert werden (um ungewolltem Nachwuchs und hormonellen Problemen vorzubeugen).

Die Haltung von mehreren Katzen zusammen führt zu Futterneid und vermehrter Futteraufnahme. Dies entsteht vor allem, wenn Katzen, die sich nicht mögen gedrängt werden nahe beieinander zu fressen.

Die Fütterung in einem Napf, an der selben Stelle, jeden Tag gibt der Katze keine Chance auf Stimulation oder das Ausleben ihres üblicherweise mit dem Futter verknüpften Jagdverhaltens.

Der chronische Mangel an Stimulation in der Umwelt einer Katze kann zu Langeweile, Apathie und sogar zu Angststörungen führen. Für Katzen ist die Jagd oft eine Problemlösung. Frustration und Stress resultieren übermäßig oft aus einem Mangel daran natürliche Verhaltensweisen ausleben zu können.

 

 

 

Die katzengerechte Fütterung

Fünf oder mehr Portionen Futter am Tag ohne ad libitum Fütterung entspricht dem natürlichen Nahrungsaufnahmeverhalten am ehesten. Die für Katzen benötigten Tagesportion an Futter, sollte auf mindestens 5 Portionen über den gesamten Tag (also 24 Stunden) aufgeteilt werden.

Wer Trockenfutter füttern möchte sollte dies genau abwiegen, um eine Überversorgung zu vermeiden. Trockenfutter ist ehr energiedicht, daher ist es sehr wichtig die passende Kalorienmenge zu füttern, die eine Katze braucht um gesund zu bleiben.

Die verschiedenen Portionen können über den Tag auch dann gefüttert werden, wenn die Katze allein zuhause ist. Zeitgesteuerte Futterautomaten  sind ideal. Wir empfehlen diese vor allem beim Management von Diabetes-Katzen und erzielen damit gute Erfolge. Auch Futterpuzzle helfen Katzen mit der Futterbeschaffung zu beschäftigen. Ich selber besitze für meine Katze fünf große Futterbretter und einige kleinere Futterbälle.

 

Trocken oder Nassfutter

Wie oben schon erwähnt ernährt sich die Wildkatze von 52% Proteinen, 46% Fett und von nur 2% Kohlenhydraten. Futter, die eine solche Zusammensetzung aufweisen, basieren hauptsächlich auf tierischen Produkten. Hochwertige Nassfutter ohne den Zusatz von pflanzlichen Kohlenhydratquellen (wie z.B. Kartoffeln, Reis, Kürbis, Getreide) sind daher ideal um Katzen lange Zeit gesund zu erhalten. Nassfutter bedeutet in diesem Zusammenhang nicht unbedingt Dosenfutter, es schließt auch BARF- und Prey-Fütterung ein. Wer sich jedoch hauptsächlich an Dosen halten möchte dem sei gesagt, dass möglichst wenig Fisch und Leber in der Gesamtration enthalten sein sollte. Ab und an ein Döschen als Leckerchen zwischendurch schadet sich nicht. Doch in Studien konnte ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Erkrankungen und der Fütterung von Dosenfutter mit Leber und Fisch gezeigt werden. 

Wer eine "Secondhand"-Katze hat, die sich schwer vom Trockenfutter abbringen lässt oder wer nicht auf Trockenfutter verzichten möchte, der kann versuchen die Katze langsam an Trockenfleisch heranzuführen. Meist werden getrocknete Fleischstreifen sehr gut akzeptiert. Sie haben eine physiologische Zusammensetzung hinsichtlich des Protein-Fett-Kohlenhydrat-Verhältnisses. Leider muss ich an dieser Stelle klar Position beziehen -  wo es möglich ist sollte eine Katze Nassfutter erhalten und möglichst kein Trockenfutter.

Leider trinken  Katzen nicht unbedingt bedarfsgerecht und Trockenfutter kann so eine gewissen Austrocknung begünstigen. Die Fütterung von Trockenfutter geht mit einer gesteigerten Erkrankungsrate von Diabetes mellitus einher. Katzen, die unter eine idiopathischen Blasenentzündung leiden (die meisten Katzen mit Blasenproblemen unter 8 Jahren!) werden fast ausschließlich mit Trockenfutter gefüttert. Diese beiden Erkrankungen sind recht häufig zu finden in der Tierarztpraxis und sie sind äußerst einfach vorzubeugen!

Der richtige Napf

Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich, ob das überhaupt einen Unterschied macht. Ja! Der Geschmackssinn von Katzen unterscheidet sich von unserem. Wasser und Futter aus Plastik- und Metallnäpfen kann den Geschmack des Futters/Wassers verändern. Besser sind Gefäße aus Keramik oder Glas. Das Gefäß sollte möglichst flach sein und so breit, dass die Schnurrhaare der Katze es beim Fressen nicht berühren. Die Schnurrhaare der Katze sind ein sehr empfindliches Tastwerkzeug, über das sie bei Berührung stetig Nervenimpulse erhält. Selbst kleinste Berührungen können daher als unangenehm empfunden werden.